Z'MITZT AM RAND

Ein Wimmeltheater. Auszug aus dem   > Programmheft__> zurück zu literatour

Ein Wimmelstück – was ist denn das?
Wenn das Bachtelen heute junge Menschen darin unterstützt, mit besonderen An- und Überforderungen umzugehen, so ist «Z’MITZT AM RAND» eine Einladung zum Umgang mit Überforderungen. Aber nicht nur. Es ist auch ein Eintauchen in Geschichten aus der Geschichte, bis es wimmelt im Kopf.
Bei den Vorarbeiten zu «Z’MITZT AM RAND» fesselten mich die unzähligen, splitterhaften Geschichten, auf die ich überall stiess: Im Archiv, in Gesprächen, in meinem Alltag als Sonderschulleiter, in Büchern. Mir brummte der Kopf, es wimmelte vor lauter Eindrücken.

Nichts ganz Neues
Dabei ist Wimmeln kein neues Konzept. Bei Bruegels Bild «Kampf zwischen Karneval und Fasten» wimmelte es auch schon; seit Langem gibt es entsprechende Kinderbücher und heute natürlich auch Wimmel-Apps zum Herunterladen. Dieses Gewimmel ist lustvoll — wenn man Zeit dafür hat. Sonst überfordert es uns schnell einmal.
Ich glaube, ähnliche Überforderungen liegen auch häufg sogenannt auffälligem Verhalten zugrunde. Es braucht gut ausgebildete Fähigkeiten, um am allgemeinen Weltgewimmel nicht zu scheitern. Zum Beispiel auswählen können. Etwas auf morgen vertagen. Ruhe bewahren. Staunen können. Sich beruhigen nach einer Aufregung. Beziehungen leben. Interessen entdecken. Genau die Fähigkeiten also, um die es heute im Bachtelen hauptsächlich geht.

Die Idee
Plötzlich war mir alles klar, und das Konzept fürs Festspiel stand: Wir verursachen mit einem Überangebot an Eindrücken aus der Bachtelen-Geschichte beim Publikum einen leichten Wimmelstress. Gleichzeitig setzen wir alles daran, dass sich dieser Stress in Sinn und Lustgewinn, vielleicht sogar in Freude verwandelt. Durch Orientierung, Unterstützung und Übersicht. Wow! Keine ganz einfache Sache. Dabei ist das Prinzip gar nicht so kompliziert.

Eine Gebrauchsanleitung
Stellen Sie sich unser inszeniertes Gewimmel wie eine kleine Expo vor: Es gibt «Attraktionen» in Form von Installationen, Theatern, Tanz und Essen. Ausser dem Essen geht es dabei um Geschichten aus der Bachtelen-Geschichte, also im Wesentlichen ums Thema Fremdplatzierung. Unsere Hinweiserinnen und Hinweiser empfangen die Publikumsgruppen und bespre- chen mit ihnen die persönlich passendste Weise, das Wimmeln zu erleben. Sie bleiben auch im weiteren Verlauf Ansprechpartner für weiterführende Fragen. Der Trick dabei: gut auszuwählen. Denn: alles zu sehen, ist nicht möglich — den eigenen Interessen nachzugehen aber schon.

Übrigens
Unsere Geschichten gehen stellenweise unter die Haut, sind aber auch lustig, zum Staunen, Nachdenken und Geniessen, manchmal sogar alles zugleich. Dramaturgie, Regie, Choreographie, Kostüme, Sounds und Installationen verantworten Profis, gespielt wird von erfahrenen Laien. Wo möglich und sinnvoll, wirken Kinder und Jugendliche aus dem heutigen Bachtelen mit. Den Erarbeitungsprozess begleitete eine Resonanzgruppe, bestehend aus ehemaligen Bachtelern und ehemaligen Mitarbeitenden; fachlich unterstützte uns das Theater Orchester Biel Solothurn TOBS.


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